DER PREIS IST HEISS

Das Jahr 2024 hat vieles sichtbar gemacht. Es wurde in den letzten Jahren intensiv über den Klimawandel geredet, nun merken wir die Auswirkungen immer deutlicher: z.B. an den Preisen für Rohkaffee. Es ist schlicht zu wenig Rohkaffee mit entsprechender Qualität am richtigen Ort. Die extremen Wetterbedingungen haben zu Trockenheit in Südamerika und schweren Regenfällen mit Überschwemmungen in Südostasien geführt. Das heißt im Klartext, die Landwirtschaft der zwei größten Kaffeeproduzenten der Welt, Brasilien und Vietnam, war im vergangenen Jahr besonders stark von Umweltkatastrophen betroffen. In Vietnam kam es sogar zur niedrigsten Robusta-Ernte seit 13 Jahren. Der Kaffeepreis an der Börse für Arabica und Robusta ist damit auf dem höchsten Stand seit 1977. Zusätzlich treiben neu angekündigte bürokratische Auflagen (Entwaldungsverordnung) sowie Probleme mit den Lieferketten, welche mit der Coronakrise 2020 angefangen haben und durch die instabile geopolitische Lage nur langsam besser werden, den Börsenpreis weiter in die Höhe. Allein in brasilianischen Häfen lagerten im November 2024 außerplanmäßig zwei Millionen Sack Kaffee. Die Summe all dieser Faktoren bewirkt das Erreichen eines Plateaus, einer neuen Null-Linie. Gleichzeitig bleiben die Energie-preise in Europa mittelfristig hoch, was sich wiederum auf die gesamte Wertschöpfungskette auswirkt. Alles in allem, nicht sehr erfreulich, aber noch machbar und vor allem lehrreich. In der Vergangenheit war die Kaffeebörse für Spezialitätenkaffeeröster nicht besonders wichtig. Da aber mittlerweile der hohe Basispreis für Rohkaffee an der Börse auch die Preise für Spezialitätenkaffee auf historische Höchststände treibt, müssen wir beim Einkauf nicht mehr nur die Tassenqualität der Kaffee-proben bewerten, sondern unsere Aufmerksamkeit auch auf die Wettervorhersagen der Produktionsländer richten, um den richtigen Zeitpunkt für einen Kaufvertrag abzuwägen. Der im Vergleich hohe aktuelle Rohkaffee-Basispreis bewirkt auf lange Sicht ein erhöhtes Interesse der Produzentenseite, Kaffee anzubauen und zu verkaufen, anstatt auf andere landwirtschaftliche Erzeugnisse umzusteigen. Am Ende des Tages heißt es, Entscheidungen zu treffen. Wir haben uns dazu entschieden, nicht bei der Qualität zu sparen, sondern gezielt und langfristig guten Rohkaffee einzukaufen, um weiterhin hinter unseren Kaffeesorten mit Überzeugung stehen zu können.

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